29. Juni 2022

Bitcoin-Anlage: Kunden der Neobank Nuri kommen nicht an ihr Geld

Beachtliche 3 Prozent Zinsen soll es auf das „Bitcoin-Ertragskonto“ bei Nuri geben. Ein vermeintlich lukratives Geschäft, auf das sich zahllose Kunden eingelassen haben. Doch wer der eigentliche Vertragspartner ist, wird im Angebot von Nuri nicht transparent kommuniziert. Nur wer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen akribisch Wort für Wort durchliest, erfährt, dass er gar keine Geschäftsbeziehung mit Nuri eingeht. Vielmehr ist der Vertragspartner des „Bitcoin-Ertragskontos“ die Firma Celsius Network in den USA. Und die hat aktuell alle Auszahlungen an Kunden gestoppt.

Nuri nur Vermittler

Nuri agiert also hier nur als Vermittler und bietet das Konto im Auftrag von Celsius an. Den eigentlichen Vertrag schließen die Kunden aber mit Celsius ab. Das amerikanische Unternehmen leiht sich von seinen Kunden Kryptowährungen, hier Bitcoins, gegen Zinszahlungen. Die geliehenen Währungen werden dann wiederum an andere Kunden weiter verliehen. Werfen diese Kredite höhere Zinsen ab, als jene, die den Nuri-Kunden versprochen wurden, machen alle Gewinn. Allen voran Celsius. In Zeiten von stetig steigenden Krypto-Kursen also ein scheinbar lukratives Geschäft. Das Unternehmen soll rund 12 Milliarden US-Dollar in Form von Kryptowährungen verwalten.

Keine Bank, keine Einlagensicherung

Zuletzt sind die Krypto-Kurse allerdings gefallen. Gut, dass es bei Banken eine Einlagensicherung gibt. Das Problem: Celsius Network ist de facto gar keine Bank. Juristisch handelt es sich bei dem Unternehmen eher um eine Art Wechselstube. Dementsprechend gibt es auch keine Einlagensicherung für die Bitcoins.

Da viele Kunden aufgrund der fallenden Krypto-Kurse ihre Einlagen aber zurückverlangten und Celsius laut Werbeversprechen immer zahlen wollte, musste das US-Unternehmen nun seinerseits Kredite kündigen, um die nötige Liquidität zu sichern. Doch diese Summen reichten nicht, sodass Celsius nun sämtliche Auszahlungen an Kunden gestoppt hat.

Das heißt, auch die deutschen „Nuri-Kunden“ kommen aktuell nicht an ihr Geld. Wie viele genau betroffen sind, ist nicht bekannt. Nuri soll insgesamt ca. 500.000 Kunden haben. Davon habe nur ein Bruchteil das „Bitcoin-Ertragskonto“ abgeschlossen, heißt es vonseiten der Neobank. Angenommen, nur ein Prozent der Nuri-Kunden wäre betroffen, würde das allerdings schon 5000 Personen ausmachen. Die Betroffenen müssen ihr Geld allerdings noch nicht ganz abschreiben. Es ist denkbar, dass Celsius die Auszahlungen wieder aufnimmt, sobald das Unternehmen liquide ist.

Bank oder keine Bank? Das ist hier die Frage ...

Für Kunden ist aus dem Celsius-Geschäftsmodell nicht klar erkenntlich, dass es sich hierbei nicht um eine Bank handelt. Ebenso wenig, dass es aus gleichem Grund keine Einlagensicherung gibt. Und wer das Konto über Nuri abschließt, muss das Kleingedruckte genauestens lesen, um zu verstehen, dass der Vertrag eben nicht mit Nuri, sondern mit Celsius geschlossen wird. Dabei ist auch Nuri selbst keine Bank, sondern ein Finanzdienstleister. Genutzt wird die Bankenlizenz und Infrastruktur der Solarisbank. Doch die Solarisbank übernimmt für die Geschäfte von Nuri und Celsius keine Haftung. Auch diese Tatsache ergibt sich erst nach genauer Lektüre der AGB.  

Gefährlich: keine Schutzmechanismen bei Krypto-Geschäften

Krypto-Geschäfte dieser Art sind für Anleger also aufgrund der fehlenden Schutzmechanismen des herkömmlichen Bankensystems überaus riskant. In den USA ist dieses Geschäftsmodell bereits ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten, die Celsius dort seit Mitte April verbieten, neue Konten abzuschließen. Für ausländische Kunden gilt dieses Verbot jedoch nicht. Deshalb konnte Nuri das Bitcoin-Ertragskonto auch weiterhin anbieten. Zwar können derzeit keine neuen Verträge abgeschlossen werden, das Konto selbst wird aber nach wie vor auf der Nuri-Website beworben.

In unserer Kanzlei verfügen wir über weitreichende Erfahrung in der Durchsetzung von Ansprüchen gegen Vermittler wie Nuri. Wenn auch Sie zu den geschädigten Anlegern gehören, beraten wir Sie gerne im Rahmen eines kostenlosen Erstgesprächs.

Guido Lenné
Guido Lenné

Rechtsanwalt aus der Anwaltskanzlei Lenné.
Rechtsanwalt Lenné ist auch Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht.

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