Denn sie wissen wohl was sie tun: Banken verkaufen wieder vermehrt hochriskante Zertifikate
„Aus Erfahrung wird man klug“, sagt der Volksmund. Ist das wirklich so? Der Kapital- und Finanzmarkt scheint von dieser Weisheit völlig unbelastet. Denn wie sollte man sonst erklären, dass eine der komplexesten und riskantesten Anlageformen wieder schwer auf dem Vormarsch ist. Die Rede ist von Finanzwetten in Form sogenannter Zertifikate.
Nur noch allzu gut ist in Erinnerung, wie die US-Investmentbank Lehman Brothers in der Finanzkrise 2008 Pleite ging und mit ihr verloren abertausende von Anlegern Hab und Gut. Zertifikate spielten auch hier eine gewichtige Rolle. Denn Zertifikate unterliegen dem sogenannten Emittenten-Risiko. Geht die Bank, die die Zertifikate herausgibt, bankrott, dann ist auch das Geld der Anleger verbrannt.
Jetzt geht das alles scheinbar wieder von vorne los, denn die Zahl dieser Produkte ist in den letzten Jahren um mehr als 200 (!) Prozent gestiegen. Wurden in 2010 von den Banken noch 400.000 Zertifikate angeboten, waren es 2016 bereits schon 1,25 Millionen. Erneut wird mit Traumrenditen geworben und bis zu 100% Gewinn versprochen. Und das in der jetzigen quasi Nullzins-Phase.
Was sind Zertifikate?
Der Basiswert eines Zertifikats kann beispielsweise ein Rohstoff oder eine Aktie sein. Ausgehend von diesem Basiswert entscheidet es sich, ob der Anleger gewinnt oder verliert. Drei Wettvarianten sind denkbar: Der Basiswert verliert an Wert, er gewinnt an Wert oder er bleibt in einer definierten Spanne stabil. Passt die Wette, kann die Rendite des Zertifikats über dem mit dem Basiswert erzielten Gewinn liegen. Wenn nicht, ist das Geld teilweise oder sogar komplett weg.
Die Beurteilung von Zertifikaten setzt also sehr tiefgreifende fachliche und analytische Kenntnisse des Kapitalmarktes durch den Anleger voraus. Er muss beispielsweise Bilanzen analysieren, Unternehmens-Erzeugnisse und deren Marktchancen kennen und den Wettbewerb richtig einschätzen. Da aber auch professionelle Investoren nicht selten zu Fehleinschätzungen kommen, bietet auch ein Spielcasino mögliche Gewinnchancen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Zertifikate meistens zeitlich begrenzt sind. Deshalb sind diese auch viel risikoreicher als Aktien. Endet ein Zertifikat direkt nach einem vielleicht nur temporären Kursverlust einer Aktie, dann ist dennoch das Geld weg, während sich die Aktie mittelfristig wieder erholen kann.
Wer sollte von Zertifikaten die Finger lassen? Und für wen eignet sich diese Anlageform?
Basierend auf den oben genannten Ausführungen dürfte klar sein, für wen sich die Anlageform „Zertifikat“ definitiv nicht eignet, nämlich für Kleinanleger oder für diejenigen, die ihr Geld beispielsweise für die Absicherung ihres Lebensabends, die Versorgung ihrer Familie oder ähnlich existentielle Bedürfnisse benötigen.
Wer jedoch Geld übrig hat und nicht weiß, wohin damit, der kann natürlich „Spielgeld“ in die Hand nehmen und sich dem Nervenkitzel dieser Finanzwette hingeben.
Das wäre auch völlig in Ordnung, wenn sich nicht wieder die Fälle häufen würden, in denen die Banken ihre Aufklärungspflichten sträflich vernachlässigen oder -noch schlimmer- wider besseren Wissens genau die Anleger versuchen würden zu überzeugen, die definitiv nicht zu der hoch spekulativen Finanzwette eines Zertifikats passen.
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Guido Lenné
Rechtsanwalt aus der Anwaltskanzlei Lenné.
Rechtsanwalt Lenné ist auch Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht.
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