18. November 2024

Was tun, wenn dir eine gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird?

Die Anschuldigung, eine gefährliche Körperverletzung begangen zu haben, ist ein schwerwiegender Vorwurf, der zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen führen kann. Wenn du in eine solche Situation gerätst, ist es entscheidend, besonnen und gut informiert zu handeln, um deine Rechte zu wahren und die bestmögliche Verteidigung zu gewährleisten. In diesem Blogbeitrag erfährst du, was du tun solltest, wenn dir eine gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird.

Was ist eigentlich eine gefährliche Körperverletzung?

Eine gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB) ist eine Form der Körperverletzung, die durch besondere Umstände oder Mittel ausgeführt wird, die die Gefahr einer schweren Schädigung der körperlichen Unversehrtheit erhöhen. Es handelt sich dabei um eine qualifizierte Variante der Körperverletzung, bei der der Täter bestimmte Hilfsmittel oder Vorgehensweisen verwendet, die die Verletzungsgefahr erhöhen.

Einige typische Merkmale der gefährlichen Körperverletzung sind:

  • Verwendung von Waffen oder gefährlichen Werkzeugen: Wenn der Täter bei der Körperverletzung ein Messer, einen Stock, einen Schlagring oder ein anderes gefährliches Werkzeug einsetzt, wird dies als gefährliche Körperverletzung gewertet.
  • Besondere Taten wie gemeinschaftliche Körperverletzung: Wenn mehrere Personen gemeinsam eine Körperverletzung verüben, kann dies die Tat gefährlicher machen.
  • Gift oder andere gesundheitsschädliche Stoffe: Wird bei der Körperverletzung beispielsweise Gift eingesetzt oder eine andere Substanz, die die Gesundheit des Opfers schwer schädigen kann, ist dies ebenfalls eine gefährliche Körperverletzung.
  • Hinterlistiger Angriff: Wenn die Körperverletzung heimtückisch oder aus dem Hinterhalt erfolgt, also das Opfer nicht mit dem Angriff rechnet, ist dies eine gefährliche Körperverletzung.
  • Andere gefährliche Mittel: Zum Beispiel das Aussetzen eines Menschen in eine lebensbedrohliche Situation, wie ihn in eine gefährliche Lage zu bringen (z. B. in einen brennenden Raum zu sperren).

Neben den bereits genannten Beispielen gibt es noch viele weitere Situationen, in denen eine Körperverletzung als gefährliche Körperverletzung gemäß § 224 StGB eingestuft wird. Hier sind weitere Beispiele, bei denen die Tat durch besondere Mittel oder Umstände als gefährlich gilt:

  • Verwendung von Brandflüssigkeiten oder Feuer
  • Schläge oder Tritte auf empfindliche Körperstellen
  • Einsatz von Tieren
  • Verabreichung von gefährlichen Substanzen
  • Würgeangriffe oder Strangulation
  • Gefährliche Drogenmissbrauch
  • Verwendung von Explosivstoffen
  • Körperliche Gewalt mit mehrfacher Wirkung
  • Kombination von Mitteln

Mögliche Strafen:

Die Strafe für gefährliche Körperverletzung beträgt laut Strafgesetzbuch Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. In besonders schweren Fällen, etwa bei schwerer körperlicher Schädigung des Opfers oder wenn bestimmte erschwerende Umstände hinzukommen, kann die Strafe auch höher ausfallen.

Nicht immer, aber in vielen Fällen wird eine Freiheitsstrafe bei einer gefährlichen Körperverletzung verhängt, da es sich um eine schwerwiegendere Form der Körperverletzung handelt. Jedoch hängt die genaue Strafe von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Schwere des Angriffs, den Umständen der Tat und der Person des Täters.

  • Freiheitsstrafe: In der Regel wird eine Freiheitsstrafe verhängt, vor allem, wenn das Opfer schwer verletzt wurde oder wenn der Täter besonders gewalttätig oder brutal vorgegangen ist.
  • Geringere Strafen: In bestimmten Fällen kann das Gericht auch eine Strafmilderung vornehmen, z. B. wenn der Täter reuig ist oder das Opfer nach der Tat eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung akzeptiert. Auch die Täterpersönlichkeit und der Vorstrafenstatus spielen eine Rolle.
  • Bewährungsstrafe: Es ist möglich, dass ein Gericht bei einer gefährlichen Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von bis zu 2 Jahren auf Bewährung aussetzt. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Täter geständig ist, eine positive Sozialprognose vorliegt oder es sich um einen erstmaligen geringfügigen Vorfall handelt.
  • Besondere Umstände

In einigen Fällen, wie etwa einer gemeinschaftlichen Körperverletzung (mehrere Täter greifen das Opfer an) oder wenn die Tat besonders grausam oder hinterhältig begangen wurde, könnte eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung oder eine hohe Strafe zur Anwendung kommen.

  • Geldstrafe oder andere Maßnahmen

In einigen Fällen kann das Gericht statt einer Freiheitsstrafe eine Geldstrafe verhängen, besonders wenn die Körperverletzung weniger gravierend war, etwa wenn keine oder nur geringe körperliche Schäden entstanden sind. Diese Möglichkeit besteht vor allem, wenn das Gericht das Strafmaß als verhältnismäßig für die Tat ansieht.

  • Strafmilderung bei bestimmten Taten

Es gibt auch die Möglichkeit, dass das Gericht die Strafe aufgrund mildernder Umstände verringert. So könnte es beispielsweise bei einem Notwehrüberschuss (der Täter hat in einer Ausnahmesituation über das notwendige Maß an Gewalt hinaus gehandelt) oder einer unbeabsichtigten Tat zu einer milderen Strafe kommen.

  • Es gibt auch die Möglichkeit, dass das Verfahren eingestellt wird, wenn keine ausreichenden Beweise vorliegen oder es eine andere strafrechtliche Bewertung gibt (z. B. Notwehr). Sollte es zu einer Verurteilung kommen, können auch Rehabilitationsmaßnahmen wie eine Therapie oder soziale Arbeit in Betracht gezogen werden.

Zusammenfassung:

Eine Freiheitsstrafe wird zwar in den meisten Fällen verhängt, aber nicht unbedingt immer. Das Gericht hat in der Regel einen gewissen Ermessensspielraum und kann unter bestimmten Umständen die Strafe mildern oder eine Bewährungsstrafe aussprechen. Faktoren wie die Schwere der Tat, die Täterpersönlichkeit, die Schwere der Verletzungen des Opfers und das Vorliegen von mildernden Umständen (z. B. Geständnis oder Wiedergutmachung) beeinflussen das Urteil.

Was tun, wenn mir eine gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird?

  • Ruhe bewahren und keine voreiligen Aussagen machen

Der erste und wichtigste Schritt, den du unternehmen solltest, ist, Ruhe zu bewahren. Die Polizei kann versuchen, dich zu befragen, um Informationen zu sammeln oder ein Geständnis zu erlangen. Es ist jedoch von größter Bedeutung, dass du keine Aussagen zur Sache machst, bevor du rechtlichen Rat eingeholt hast.

In Deutschland hast du das Recht zu schweigen. Das bedeutet, dass du keine Auskunft über die Vorwürfe geben musst, und alles, was du sagst, könnte später gegen dich verwendet werden. Du kannst der Polizei mitteilen, dass du von deinem Schweigerecht Gebrauch machen möchtest, bis du mit einem Anwalt gesprochen hast.

Beispiel für eine Aussage:
„Ich möchte von meinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen, bis ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.“

  • Sofort einen Strafverteidiger einschalten

Es ist ratsam, so schnell wie möglich einen Strafverteidiger zu kontaktieren, der auf Strafrecht und speziell auf Körperverletzungsdelikte fokussiert ist. Ein Anwalt kann dir helfen, den Fall zu bewerten, deine Rechte zu schützen und eine Strategie für deine Verteidigung zu entwickeln.

Der Anwalt wird die Akte einsehen, um festzustellen, ob es genügend Beweise gibt, die die Anklage stützen, oder ob es Schwächen in der Beweisführung gibt. In manchen Fällen kann er auch frühzeitig auf eine Einstellung des Verfahrens hinarbeiten, wenn etwa keine ausreichenden Beweise vorliegen.

  • Dokumentiere alle relevanten Informationen

Sammle alle relevanten Informationen, die deine Unschuld belegen oder die Schwere der Tat relativieren können. Das können zum Beispiel Zeugen sein, die deine Version der Ereignisse bestätigen, Fotos von Verletzungen (sofern du selbst verletzt wurdest), Krankenakten oder Schriftwechsel, der für den Fall von Bedeutung sein könnte.

Falls du selbst Opfer eines Übergriffs geworden bist, solltest du unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und die Verletzungen dokumentieren. Alle Beweise, die deine Unschuld oder mildernde Umstände aufzeigen, können für deinen Anwalt wichtig sein, um deine Verteidigung vorzubereiten.

  • Kooperationsbereitschaft zeigen, aber vorsichtig bleiben

Ob du mit der Polizei kooperieren solltest, hängt von den Umständen des Falls ab. Ein erfahrener Anwalt wird dir helfen zu entscheiden, ob es ratsam ist, Informationen zu teilen oder ob du weiter schweigen solltest. In manchen Fällen kann es hilfreich sein, bestimmte Details zu erläutern, um Missverständnisse auszuräumen. In anderen Fällen kann es besser sein, die Sache ruhig und ohne weitere Äußerungen abzuwarten.

Falls du zum Beispiel in Notwehr gehandelt hast oder es eine Fehlinterpretation der Situation gab, könnte es sinnvoll sein, dies zu erklären – aber immer nur, nachdem du rechtlichen Rat eingeholt hast.

  • Unterscheidung der Tatbegehung

Es ist wichtig, dass du genau verstehst, was dir vorgeworfen wird. Gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB) setzt bestimmte Merkmale voraus, wie den Einsatz von gefährlichen Werkzeugen oder Waffen, das Zufügen von schweren Verletzungen oder ein heimtückisches Vorgehen. Dein Anwalt wird prüfen, ob alle Voraussetzungen für die gefährliche Körperverletzung wirklich erfüllt sind oder ob eine geringere Tat (z. B. einfache Körperverletzung) in Betracht kommt.

Sollte sich herausstellen, dass die Beweise für eine gefährliche Körperverletzung nicht ausreichen, könnte der Fall abgeändert werden, und es könnte ein milderes Strafmaß zur Anwendung kommen.

  • Verhalte dich in der Öffentlichkeit vorsichtig

Sobald du in einen Strafprozess verwickelt bist, solltest du öffentliche Aussagen zu dem Vorwurf vermeiden. Insbesondere in den sozialen Medien kann jede noch so harmlose Bemerkung gegen dich verwendet werden. Vermeide es daher, in Chats, auf Social-Media-Plattformen oder in Gesprächen mit Dritten Details zu der Tat zu äußern.

Selbst wenn du das Gefühl hast, deine Unschuld beweisen zu können, könnten Aussagen in der Öffentlichkeit oder private Nachrichten von anderen verwendet werden, um ein negatives Bild von dir zu zeichnen.

  • Einschätzung der Beweislage und Verteidigungsstrategie

Dein Anwalt wird die Beweislage sorgfältig prüfen und entscheiden, ob es sich lohnt, auf Notwehr oder andere mildernde Umstände wie etwa Affekthandlung hinzuweisen. Auch ein Mangel an Beweisen oder die Unklarheit über den genauen Hergang der Tat kann zu einer Einstellung des Verfahrens führen.

Falls du wirklich in einer Notwehrsituation gehandelt hast, muss der Anwalt sicherstellen, dass dieser Umstand im Verfahren geltend gemacht wird. Auch die Frage, ob der Angriff aus einer widerrechtlichen oder unverhältnismäßigen Handlung resultierte, ist von Bedeutung.

Fazit: Schnell handeln und rechtzeitig professionelle Hilfe holen

Ein Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung ist eine ernste Angelegenheit, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Es ist entscheidend, dass du sofort einen Strafverteidiger einschaltest und von deinem Recht auf Schweigen Gebrauch machst, bis du rechtlichen Rat eingeholt hast. Dein Anwalt wird dir helfen, eine geeignete Verteidigungsstrategie zu entwickeln, die auf die Beweislage und die Umstände deines Falls abgestimmt ist. In keinem Fall solltest du voreilige Aussagen machen oder versuchen, den Fall ohne juristische Unterstützung zu klären.

Denke daran: Deine Rechte sind wichtig, und eine sorgfältige, überlegte Vorgehensweise kann entscheidend für den Ausgang des Verfahrens sein.

Ihnen wird vorgeworfen, eine gefährliche Körperverletzung begangen zu haben und Sie fragen sich nun, was Sie tun sollen? Wir beraten Sie gerne in einem kostenlosen telefonischem Erstgespräch.

von Clara von Blumenthal
Clara von Blumenthal

Angestellte Rechtsanwältin

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